Die Elektrophysiologie von Inhibition of Return bei der visuellen Suche
FWF-Projekt 10.55776/P17458
Team: Dr. Ziva Korda, MSc; Simon Tropper, BSc
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf ein bestimmtes Objekt in unserer Umgebung richten, hilft uns das, dieses Objekt besser wahrzunehmen. Kehren wir jedoch nach einer kurzen Pause erneut mit unserer Aufmerksamkeit darauf zurück, fällt es uns schwerer, den Fokus wiederherzustellen. Dieses Phänomen wird als „Inhibition of Return“ (IOR) bezeichnet. Der IOR-Mechanismus ist besonders hilfreich, wenn wir nach etwas suchen: Er verhindert, dass wir immer wieder dieselben Orte oder Objekte betrachten, an denen wir bereits erfolglos gesucht haben. Stattdessen lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf neue Bereiche in der Umgebung, wo die Wahrscheinlichkeit, das Gesuchte zu finden, höher ist.
IOR ist ein gut erforschtes Phänomen, das unter anderem mithilfe der Aufzeichnung von Augenbewegungen detailliert beschrieben wurde. Auch die Elektroenzephalografie (EEG) wurde genutzt, um die Rolle der Gehirnaktivität bei IOR besser zu verstehen. Allerdings wurden diese beiden Methoden bisher meist getrennt voneinander eingesetzt, sodass noch kein einheitliches Bild über IOR entstanden ist. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es daher, beide Methoden gemeinsam zu nutzen, um ein umfassenderes Verständnis von IOR zu gewinnen.
Die gleichzeitige Verwendung von Augenbewegungsmessung und EEG ist eine relativ neue Methode, die zwar mit großen Herausforderungen verbunden ist, aber das Potenzial hat, wichtige neue Erkenntnisse zu liefern. So kann beispielsweise untersucht werden, was genau im Gehirn geschieht, während wir mit den Augen unsere Umgebung scannen. Insbesondere erlaubt das EEG, die Prozesse im Gehirn zu erfassen, die in dem Moment stattfinden, wenn wir ein Objekt zum ersten Mal betrachten oder wenn wir nach einer kurzen Pause erneut darauf schauen – also genau dann, wenn IOR auftritt.
Im Rahmen dieses FWF-Projekts führen wir eine Reihe von Untersuchungen durch, um unter anderem folgende Fragen zu beantworten:
- Unter welchen Bedingungen tritt IOR auf? Geschieht dies nur, wenn wir aktiv nach etwas suchen, oder auch ganz allgemein, wenn wir unsere Umgebung betrachten?
- Wie flexibel ist IOR? Kann es innerhalb kurzer Zeit ein- und ausgeschaltet werden, wenn es die Aufgabe erfordert?
- Wie verläuft IOR zeitlich? Wie lange hält es beispielsweise an?
- Wie spiegelt sich IOR in der Gehirnaktivität wider?
Dieses Projekt ist der Grundlagenforschung gewidmet. Es befasst sich mit der fundamentalen Frage, wie menschliche Aufmerksamkeit funktioniert und welche Prozesse im Gehirn dabei eine Rolle spielen. Aufmerksamkeit ist die Grundlage nahezu aller höheren kognitiven Funktionen. Sie ist essenziell für das Bilden von Erinnerungen und hilft uns, uns auf bestimmte Dinge zu konzentrieren und Ablenkungen zu vermeiden. Letztendlich untersuchen wir in diesem Projekt, wie Menschen erfolgreich mit ihrer Umwelt interagieren.